Therapeutische Angebote und pädagogische Lernfelder

Therapeutische Angebote

Einzelgespräche und Indikative Einzeltherapie
Verbesserung der emotionalen Schwingungs- und Ausdrucksfähigkeit,
Entwicklung von Konfliktbewältigungs- und Problemlösungsstrategien,
Verbesserung und Differenzierung von Selbst- und Fremdwahrnehmung,
Förderung der Gruppenfähigkeit.
In der Regel finden die ca. 50-minütigen Einzeltherapiesitzungen wöchentlich statt.

Gruppentherapie
Gruppentherapie hat sich traditionell als ein effektives Instrument für die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen erwiesen. Mit ihrem vielschichtigen Beziehungsgeflecht ist sie dazu geeignet, als Übungsfeld für soziales Verhalten zu dienen. Die Gruppe ermöglicht es, die eigenen Wahrnehmungen zu überprüfen und die persönlichen Stärken und Schwächen zu entdecken. Der/die Einzelne lernt Konflikte zu verstehen und auszutragen.
Die Gruppen können sowohl zur Bearbeitung einer individuellen Problematik angesichts und mit Hilfe der anderen Teilnehmer/innen als auch zur Bearbeitung der aktuellen Beziehungsdynamik in der Gruppe oder auch themenzentriert (z.B. Verhalten bei Suchtmittelhunger) genutzt werden. Die Gruppentherapie ist keiner therapeutischen Schule verpflichtet. Der Einsatz von Therapietechniken erfolgt nach der spezifischen Qualifikation des/der Therapeuten/in. Die Inhalte der Gruppentherapie können zu Beginn gemeinsam festgelegt oder von den Therapeuten/innen angeregt werden.
Die Gruppensitzungen finden zweimal wöchentlich in den Bezugsgruppen statt. Dadurch ist ein kontinuierlicher therapeutischer Prozess mit der gleichen Behandlungsgruppe gewährleistet. Sie werden von einem/r Therapeuten/in und einem/r Co-Therapeuten/in, in der Regel den zuständigen Bezugstherapeuten/innen, geleitet.

Indikative Gruppentherapie
Indikative Gruppen für sozial besonders Auffällige, Patienten/-innen mit ausgeprägter Angst oder Selbstwertproblematik sowie Patienten mit einem großen Unruhepotential, dessen Hintergrund häufig borderlinenahe Störungen sind, werden einmal wöchentlich angeboten. Die inhaltliche Gestaltung dieser Gruppen ist konzeptionell als Modulsystem entwickelt. Die Teilnahme an den Gruppen ist verbindlich. Die Entscheidung über die indizierte Gruppe wird im Team nach Abstimmung mit den Patienten/-innen getroffen.
Im Einzelnen werden folgende Gruppen angeboten, die eine themen- oder problemzentrierte Gruppenarbeit ermöglichen:

Darüber hinaus werden zu spezifischen Themen anlassbezogen Workshops angeboten, z. B. Gesundheitsbewusstsein, Essverhalten, Sexualberatung.

Familiengespräche
In die rehabilitative Arbeit werden die Angehörigen oder sonstige wesent¬liche Bezugspersonen so früh wie möglich einbezogen. Die Drogenproblematik des/der Patienten/-in kann Ausdruck einer Familienproblematik sein, andererseits kann die Abhängigkeit des Kindes zu enormen Belastungen und Störungen in der Familie geführt haben. Die Patienten/-innen kommen in einem Alter in die stationäre Therapie, in dem sie einerseits noch stark an die Familie gebunden sind und andererseits beginnen sie, sich ihrer altersgemäßen Aufgabe, der Ablösung aus dem El¬ternhaus zu stellen. Neben anderen Kontakten zu den Familienangehörigen und deren Besuchen in der Einrichtung bzw. Heimfahrten der Patienten/innen, bieten wir jeder Familie therapeutische Gespräche an, begleitet durch einen/e Therapeuten/in und dem/r zuständigen Bezugstherapeuten/in. Je nach Einzelfall werden solche Therapiegespräche auch schon zu Beginn der Therapie angeboten, spätestens jedoch vor der ersten Familienheimfahrt. Sofern es sich als notwendig und für den Therapieverlauf hilfreich erweist, werden weitere Gespräche vereinbart.

Arbeitstherapie
Die Arbeitstherapie findet für neuaufgenommenen Patienten/innen und für die Jugendlichen, die nicht am Schulunterricht teilnehmen, parallel zum hausinternen Schulunterricht in der Hauswirtschaft, der Gärtnerei und der Schreinerei statt. Sie zielt darauf ab, die jungen Patientinnen und Patienten partiell mit realitätsnahen Anforderungen zu konfrontieren, um die Belastungsfähigkeit zu trainieren und Grundlagen für die Bewältigung des Alltagslebens zu schaffen.
 

Pädagogische Lernfelder

Therapeutische Gemeinschaft
Ausgehend von der Hypothese, dass insbesondere bei Jugendlichen Aspekte der Nachsozialisation für die Rehabilitation eine entscheidende Rolle spielen, ist Gemeinschaftsbildung und das Gemeinschaftsleben mit seiner Alltagsgestaltung ein zentrales Lernfeld.
Es ist daher ein Grundanliegen der pädagogischen Arbeit, einen entsprechenden sozialen Rahmen zu sichern, der dem/der Einzelnen die persönliche Entwicklung und Rehabilitation ermöglicht. Die entscheidenden kommunikativen Prozesse und strukturellen Bausteine sind in diesem Zusammenhang die Gültigkeit und Akzeptanz von Regeln, der Tages- und Wochenablauf, das Leben in Wohngruppen, die Delegation von Verantwortung und die verbindliche Beteiligung der Jugendlichen.

Werte und Regeln der Gemeinschaft
Das Leben in der Gemeinschaft der Patientengruppe und die Zusammenarbeit mit den Beschäftigten ist geregelt. Die geltenden Regeln sind schriftlich fixiert und jedem zugänglich, bei ihrer Aktualisierung kann die Patientenvertretung mitwirken. Klarheit und Orientierung in den Erwartungen an das Verhalten und an die Gültigkeit gemeinsamer Werte sind für Jugendliche besonders wichtige strukturelle Stützen, aus denen heraus erst Entwicklungsanforderungen erkannt und formuliert werden können. Der pädagogische oder therapeutische Umgang mit von den Regeln abweichendem Verhalten bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen angemessener Würdigung der individuellen Persönlichkeitsproblematik, praktikablen, umsetzbaren Interventionen und präventiven Aspekten im Hinblick auf die Gesamtgruppe, die Gültigkeit der geltenden Normen und Werte und der Glaubwürdigkeit der pädagogisch oder therapeutisch Handelnden.
Entscheidungen als Reaktionen auf abweichendes Verhalten sind daher immer Einzelfallentscheidungen. Dies gilt für den Umgang mit Abbruch (unerlaubtem Verlassen der Einrichtung) ebenso wie für den Rückfall oder inadäquate Aggressionshandlungen.

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